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Gemeinsam voran!

Einblicke in die Vorstandsarbeit

Karsten Schulz und Carsten Dierks bilden den Vorstand von PRO Uganda. Da sie unterschiedliche Schwerpunkte und Aufgaben haben, ergänzen sie sich und bringen die Arbeit auf diese Weise inhaltlich voran. Doch wie sieht eine solche Vorstandsarbeit konkret aus? Wir sprechen mit Carsten Dierks über seinen Hintergrund, seine Motivation sowie über Tätigkeiten, Ziele – und seine Visionen für die Zukunft.

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Carsten, du kommst ja aus der Pharma/Medizintechnik-Branche und warst über viele Jahre hinweg Führungskraft im Marketing. Wie kam es dazu, dass du jetzt ehrenamtlich im PRO Uganda Vorstand Akzente setzt?

Seit vielen Jahren arbeite ich ehrenamtlich in verschiedenen gemeinnützigen Organisationen, um zu helfen. Vor 6 Jahren schloss ich mich PRO Uganda an und erkannte schnell, dass es ein außergewöhnliches Projekt ist, das mich begeistert. 2020 stellte ich fest, dass ich meine berufliche Tätigkeit und das Engagement im Verein zeitlich nicht mehr vereinbaren konnte und beschloss, meinen Fokus zu ändern. Da ich mich dem Rentenalter näherte, wählte ich PRO Uganda und trat frühzeitig aus dem Berufsleben aus. Die Arbeit dort ermöglicht es mir, die direkte Wirkung unserer Projekte auf das Leben der Menschen zu sehen und verleiht meinem Tun greifbaren Sinn. Hier kann ich meine Fähigkeiten optimal einbringen.

Karsten Schulz und du, ihr habt euch die Vorstandsarbeit inhaltlich ja etwas aufgeteilt. Was sind deine konkreten Aufgaben in der Leitung der Organisation?

Karsten und ich ergänzen uns optimal. Er ist der Visionär und Experte, der tief in der Welt der Orthopädie verwurzelt ist. Als Gründer von PRO Uganda hat er das Projekt von Beginn an stetig vorangetrieben. Im Laufe der Zeit sind die Aufgaben, insbesondere in den Bereichen Fundraising, Kommunikation und Organisation, immer umfangreicher geworden. Genau hier setze ich mit meiner beruflichen Erfahrung an. Ich unterstütze dabei, die Ideen und Konzepte strukturell zu untermauern und deren Umsetzung zu fördern. Unsere Zusammenarbeit zeichnet sich durch eine klare Rollenverteilung und gegenseitige Unterstützung aus, die wesentlich zum Erfolg des Projekts beiträgt.

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Was gibt dir persönlich Kraft, was treibt dich an, was ist Motivation deiner Tätigkeit für PRO Uganda?

Als Christ sehe ich es als meinen klaren Auftrag, das Gute, das ich im Leben erfahren habe, an andere weiterzugeben. In Uganda erlebe ich berührende Momente, wenn Menschen mit Handicap die Werkstatt betreten und sie anschließend auf eigenen Beinen verlassen. Das erfüllt mich mit dem Gefühl, die für mich richtige Aufgabe zu erfüllen. Die Menschen vor Ort, sowohl die Patienten als auch die vielen engagierten einheimischen und internationalen Mitarbeiter, berühren mich zutiefst und motivieren mich immer wieder aufs Neue, weiterzumachen.

Vielleicht kannst du eine ganz persönliche Geschichte oder ein Erlebnis mit einem Menschen vor Ort erzählen, was dich nachhaltig beeindruckt hat – und deine Motivation gestärkt hat, weiterhin aktiv zu bleiben?

Einer der bewegendsten Momente war bei einem Besuch in Uganda während der Fußball WM 2018. Ein kleiner Junge, namens Robert, dem beide Unterschenkel seit Geburt fehlten, wurde in unserer Werkstatt mit 2 Unterschenkel-Prothesen versorgt. Mit seinen neuen Prothesen ist er dann auf eigenen Beinen gestanden und hat zum ersten Mal im Leben einen Ball gekickt. Seine Freude und Begeisterung habe ich bis heute in Erinnerung.

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Welche Rückmeldungen bekommt ihr nach der erfolgreichen Behandlung von Kindern oder Jugendlichen mit orthopädischen Hilfsmitteln?

Bei Kindern zeigt sich die Rückmeldung weniger durch Worte, sondern vielmehr durch ihre strahlenden Gesichter und die natürliche Leichtigkeit, mit der sie sofort mit neuen Prothesen, Orthesen oder einem Rollstuhl umgehen und ihren Alltag meistern. Die Freude und Dankbarkeit der Eltern, insbesondere der Mütter, sind überwältigend und bestätigen die Bedeutung unserer Arbeit

Wie erlebst du den kulturellen Unterschied zwischen Deutschland und Uganda?

Wir Deutschen werden in Uganda immer die „Mzungus“ sein, die Menschen Europäischer Abstammung, die aus dem Wohlstand kommen. Der Umgang ist stets sehr respektvoll und freundlich, aber es gibt immer einen gewissen Abstand. Besonders auffällig für mich ist die große Zufriedenheit vieler Menschen in Uganda mit wenig Besitz, aber einem starken Sinn für Gemeinschaft und dem Miteinander. Davon lerne ich viel und komme von den Besuchen regelmäßig demütiger und auch verändert zurück.

Was ist das für ein Gefühl, wenn du auf deine Arbeit der letzten Monate zurück blickst?

Es ist ein großes Staunen über die Dinge, die dort in Kiyunga passieren. Was in den letzten 12 Jahren auf dem Werkstatt-Gelände entstanden ist, ist für mich ein göttliches Wunder, an dem ich einen kleinen Anteil geleistet habe. Das macht mich glücklich und gibt mir ein Gefühl der Sinnhaftigkeit meines Tuns.

Sicher gab es auch Rückschläge oder Momente der Niedergeschlagenheit. Warst du einmal drauf und dran aufzugeben? Was sind „Schattenseiten“ deiner Tätigkeit?

Am Ende jeden Jahres erstelle ich regelmäßig ein Budget für das kommende Jahr. Die fortlaufenden Kosten, die dabei geplant werden, bereiten mir manchmal Sorgen, da die Sicherstellung ausreichender Spenden immer ungewiss ist. Vor zwei Jahren sah es besonders herausfordernd aus, doch letztendlich konnten wir die nötigen Mittel aufbringen. Dafür bin ich Gott dankbar, in dessen Hand letztendlich unsere Versorgung liegt. Schattenseiten sind selten, doch die Herausforderungen und Probleme, mit denen unsere Mitarbeiter in Uganda konfrontiert sein können, beschäftigen mich sehr.

Was sind deine und eure Visionen und Ziele für die kommenden Jahre?

In den letzten Jahren haben wir viel gebaut und die Werkstatt weiterentwickelt. Jetzt ist es an der Zeit, die geschaffene Infrastruktur optimal zu nutzen. Für das kommende Jahr wünsche ich mir vor allem, dass unsere vier einheimischen Auszubildenden ihre Ausbildung erfolgreich abschließen und immer mehr Eigenständigkeit in der Werkstatt erlangen. Ein weiteres mittelfristiges Ziel ist der Ausbau der Vernetzung zwischen den verschiedenen staatlichen und gemeinnützigen Orthopädiewerkstätten in Uganda. Unser gemeinsame Anstrengung muss es sein, die Versorgung der Patienten mit Prothesen oder Orthesen staatlich anzuerkennen und zu finanzieren. Dies würde den Weg zu größerer finanzieller Unabhängigkeit ebnen. Dafür braucht es aber einen langen Atem.

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Last but not least: Wie können Menschen hier in Deutschland die Arbeit von Pro Uganda auch über Spenden hinaus unterstützen und dazu beitragen, die Ziele der nächsten Jahre zu erreichen?

Es gibt immer wieder Einzelprojekte, bei denen wir als Verein auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen sind. Das ist eher „auf Zuruf“, aber wer interessiert ist, kann sich gerne melden. Und natürlich freuen wir uns über jeden Orthopädie-Fachmann oder über Physiotherapeuten als Volunteers in Uganda – das ist eine wichtige und hilfreiche Unterstützung.

Lieber Carsten, vielen Dank in diese interessanten Einblicke in deine Vorstands-Arbeit bei PRO Uganda. Weiterhin viel Kraft und Segen für deine und eure Arbeit!

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