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SOMMEREINSATZ 2016

Prothesenbau vor Ort

Am 16. Juli startete ein Team mit 9 Mitarbeitern, davon 5 Orthopädietechniker/innen, von PRO Uganda e.V. von Deutschland aus zu einem etwa zweiwöchigen Arbeitseinsatz nach Uganda

Dort konnten wir erneut auf dem Gelände unseres Kooperationspartners „Vision for Afrika“ aus dem Koffer heraus für Menschen mit körperlicher Behinderungen Prothesen fertigen.  Der Arbeitseinsatz fand diesmal örtlich vor und innerhalb der neuen Lagerhalle unseres Partners oberhalb der Rezeption statt. Dabei kamen auch zum ersten Mal die für unseren Verein gespendeten gebrauchten Werkbänke der Meisterschule München zum Einsatz. Bevor es richtig an die Arbeit ging, wurde zunächst einmal eine Bestandsaufnahme und Sortierung unserer im Koffer mitgebrachten Prothesen-Materialen und Werkzeuge vorgenommen.

Ankunft der ersten Patienten

Gleich am ersten Werktag nach der Ankunft kamen die einbestellten körperlich behinderten Patienten zur Behandlung. Doch zusätzlich erschienen auch körperlich Behinderte, die über „verschiedene Ecken“ von unserem aktuellen Arbeitseinsatz gehört hatten und dabei oft viele Stunden Anfahrtsweg  in Kauf nahmen. Nach einer ersten Inaugenscheinnahme wurde mit den versorgenden Maßnahmen begonnen.

Alte Bekannte

Aber auch bereits vom letzten Oster-Einsatz (März 2016) bekannte Patienten erschienen, um sich nachversorgen und neu einstellen zu lassen oder sich nur ….wie im Fall vom Sulaimanie Kimbowa einfach nochmals herzlich zu bedanken und dabei die aktuelle Lauf-Qualität zu demonstrieren!

Fahrt nach Kigori ins Landesinnere zur Untersuchung von Patienten

Mit drei afrikanischen Physiotherapeuten unseres Kooperationspartners „CHEER Uganda“ – www.cheerug.org (Child Health Education Empowerment And Rehabilition) fuhren wir an einem Tag etwa 4 Stunden ins Landesinnere nach Kigori, in die Region von Jinja. Die Landschaft ist immer wieder sehr beeindruckend, auch wenn die Straßen und Wege zum Teil sehr herausfordernd sind.

In Kigori bietet CHEER Uganda eine Anlaufstelle, um dort Menschen mit körperlichen Einschränkungen, weit ab von jeder größeren Stadt, vor Ort mit medizinischen Fachkräften in Kontakt zu bringen. Tatsächlich warteten bereits etwa 40 – 50 Patienten, insbesondere Eltern mit ihren Kindern auf die Mitarbeiter von CHEER und die angekündigte Begleitung unseres Teams von PRO Uganda e.V.. Gleich zu Beginn begrüßte uns der Ortsvorsteher der Region mit einer herzlichen Dankesrede! Danach begannen die Untersuchungen der Patienten, die zum Teil sehr bewegende Schicksale hatten.

Alle untersuchten Patienten werden von den CHEER Physiotherapeuten mit erster Diagnose in Patienten Stammblättern eingetragen und je nach Fall und Möglichkeit einer medizinischen Weiterversorgung vermittelt. So werden einige von ihnen beispielsweise nach Kampala zu dem Hilfswerk „Corsu“ verbracht, wo alle Jugendlichen unter 18 Jahren eine kostenfreie Behandlung mit Operation erhalten. Amputierte Patienten könnten anschließend durch unseren Verein „PRO Uganda e.V.“ eine Prothese erhalten. Die danach notwendige Physiotherapie könnte wiederum durch CHEER geleistet werden.

Auf diese Weise arbeiten die verschiedenen Hilfswerke als Kooperationspartner in einem gemeinsamen Netzwerk effektiv zusammen.

Am Ende der Untersuchung bekamen die Kinder von dem Team über den Ortsvorsteher kleine Geschenke überreicht, wie Stifte, Schreibhefte, Seifenblasen und jede Menge Luftballons.Danach kam die Verabschiedung. Es ist für uns immer wieder sehr erstaunlich, dass die Menschen trotz der vielen alltäglichen Handicaps und Entbehrungen so viel Freude ausstrahlen. Wir bleiben weiterhin in Kontakt und kommen bestimmt wieder!

Symbolischer Spatenstich für den Bau der Prothesen-Werkstatt erfolgt!

Eigentlich wollten wir mit dem Bau unserer Prothesen Werkstatt bereits im Frühjahr diesen Jahres 2016 starten. Doch in Afrika laufen die Uhren anders! Durch unseren Bauleiter wurde zwischenzeitlich der Bau eines größeren Gebäudes für die Mitarbeiter und Volontäre unseres Kooperationspartners mit dringlicher Priorität begonnen. In einem Planungsgespräch mit allen Verantwortlichen bekamen wir aber die feste Zusage, dass unmittelbar nach Fertigstellung des o.g. Mitarbeiter Gebäudes mit dem Bau unserer Prothesen Werkstatt begonnen wird. Dies könnte im kommenden November/Dezember der Fall sein.

Trotzdem haben wir es uns nicht nehmen lassen, den symbolischen Spatenstich unserer Prothesen Werkstatt im Beisein des Bauleiters und seiner Arbeiter auszuführen.

Viel Arbeit und Improvisation … doch dafür dankbare Augen für eine Prothese

Nach zwei Wochen Arbeitseinsatz konnten wir insgesamt fünf Prothesen fertigstellen und 12 weitere Patienten neu in unsere Kartei aufnehmen. Dabei musste das Team zwischendurch immer wieder situationsangepasst aufgrund von Mangel an passenden Werkzeugen und Materialien improvisieren.

Drei dankbare Patienten erhalten beispielshaft eine Prothese:

Pius aus Kampala

Silvia aus Mukono

John Kizza aus Kampala

Zum Schluss: Ein praktisches Beispiel von improvisierter Hilfe

Am Tag nach der Rückreise des Teams blieb nur noch der Vorstand von PRO Uganda e.V. vor Ort, um die Zeit für diverse Dinge rund um den Bau der Prothesen Werkstatt zu klären.

Da erschien eine verzweifelte Mutter mit ihrem zweijährigen Sohn, namens „Isan“ nach mehrstündiger Anreise auf dem Gelände unseres Kooperationspartners. Sie suchte Hilfe für Isan, der seit seiner Geburt an einer kompletten Muskelschwäche litt. Das heißt praktisch, dass Isan nicht in der Lage war, weder Kopf, noch Körperrumpf mit Armen und Beinen stabil aufrecht zu halten. Als Resultat davon, musste er den ganzen Tag von seiner Mutter getragen oder stattdessen auf dem Boden abgelegt werden. Schnell wurde uns klar, dass wir Isan mit prothetischen Mitteln nicht helfen konnten. Er würde eine langjährige Physiotherapie benötigen, die wir zurzeit nicht leisten konnten. Trotzdem wollten wir die Mutter aufgrund ihrer Strapazen nicht einfach so gehen lassen. Deshalb überlegten wir, ob Isan in einen Kinder Rollstuhl passen könnte, der uns von einem Sanitätshaus gespendet wurde und den wir mit unserer Fluggesellschaft Egypt Airline „kostenfrei“ nach Uganda transportieren durften. Tatsächlich bot der Rollstuhl ausreichend Platz für Isan. Das Problem war nur, dass Isan aufgrund der Muskelschwäche mit dem gesamten Körper nach vorne sackte. Wie konnten wir jetzt eine „schnelle“ Lösung finden, wenn die Mutter zeitnah am gleichen Tag wieder den mehrstündigen Heimweg antreten musste?

Die Antwort: Ein simples „Plüsch-Nackenkissen“, welches wir selbst zum erholsamen Sitzen auf unserer langen Flugreise nach Uganda benutzten. Mit Hilfe von ein paar Schneiderinnen, die auf dem Gelände unseres Kooperationspartners zu finden waren, wurden dem Nackenkissen ein Knopf und zwei Klettbänder angenäht, so dass Isans Kopf sanft mit dem Nackenkissen direkt am Rumpf des Rollstuhles fixiert und stabilisiert werden konnte.

Am Ende schaute uns Isan mit großen Kulleraugen an und seine Mutter war einfach nur glücklich! Jetzt kann sie Isan an ihrem Alltagsleben teilhaben lassen, ohne ihn beschwert rumzutragen oder abzulegen. Auch wir fühlten uns am Ende richtig zufrieden, dass wir so spontan praktisch helfen konnten.

Insgesamt konnten wir wieder auf einen sehr arbeitsintensiven, aber erfüllenden Sommereinsatz zurückblicken, wofür wir sehr dankbar waren!

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